Anästhesie als entwicklungspolitisches Thema wurde erstmalig 1989 auf dem Deutschen Anästhesiekongress in Bremen aufgegriffen. Dabei war das Ziel ein zweifaches:
- die Arbeit von deutschen Anästhesiologen in den Ländern der Dritten Welt bekannt zu machen und
- die Situation der Anästhesiologie in der „Dritten Welt“ zu schildern und zum Gegenstand der Unterstützung durch die Industrieländer zu machen.
Eine Gruppe von Anästhesisten in der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und im Berufsverband Deutscher Anästhesisten, zum großen Teil mit persönlichen Erfahrungen in Entwicklungsländern, gründete daraufhin eine ständige Kommission „Anästhesie und Dritte Welt“. Diese Kommission sah ihre Ziele in der Sensibilisierung für die spezifischen anästhesiologischen Bedürfnisse in Entwicklungsländern sowie darin, ein Forum für Erfahrungsaustausch zu schaffen. Erste Fortbildungsveranstaltungen bzw. Vorbereitungskurse für ärztliches und nicht-ärztliches Personal für eine anästhesiologische Tätigkeit in Entwicklungsländern bzw. im Rahmen der humanitären Hilfe wurden 1992 und 1993 in Göttingen durchgeführt.
Der Verein „Anästhesie in Entwicklungsländern e.V.“ wurde im März 1994 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. hc. D. Kettler gegründet und löste die Kommission ab. Er ist einer der Arbeitskreise innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
Um das Wissen zu angepassten anästhesiologischen Techniken bei uns zu verbreiten und für entwicklungspolitische Fragestellungen zu sensibilisieren, führt der Verein seit 1989 im Rahmen des Deutschen Anästhesiekongresses regelmäßig Veranstaltungen durch (siehe Veranstaltungen). Seminare zum Thema Anästhesie unter einfachen Bedingungen, deren Zielgruppe insbesondere angehende Entwicklungshelfer und in ihre Heimatländer zurückkehrende Medizinstudierende sind, werden im Rahmen des Ärzteprogramms von Inwent in Zusammenarbeit mit der Abteilung Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen der Universität Heidelberg , veranstaltet. Refresherkurse wurden und werden in Äthiopien, Malawi und Uganda mit Referenten des Vereins unterstützt. Als External Examiner fungierten Prof. Dr. Kettler und Prof. Dr. Sonntag bei der ersten Facharztprüfung im Fach Anästhesiologie in Äthiopien im Jahre 1993. Unterstützt werden die Aktivitäten des Vereins seit einigen Jahren primär durch die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
Unsere Ziele:
Ziel des Vereins ist es, einen Beitrag zu leisten zur Verbesserung der Qualität anästhesiologischer Versorgung in Entwicklungsländern. Dies soll besonders erreicht werden durch
- Planung und Ausführung von Trainingsprogrammen mit dem Ziel, die vorhandenen menschlichen Ressourcen mittels angepasster Technologie und adäquatem lokalen Material zu unterstützen und zu erweitern, um damit die Abhängigkeit von ausländischer Hilfe zu verringern
- Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
- Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Entwicklungs- und Hilfsorganisationen
Im Rahmen des Deutschen Anästhesiekongresses wird jeweils ein Workshop zu Fragen der Anaesthesie in Entwicklungsländern veranstaltet.